top of page

ZUFE ZAFE E CERVÈLO

 

Im Jahr 2003 konnte ich einer Einladung der Forbergstiftung und der Stiftung Steinberg folgend während sechs Monate in in einer grosszügigen  Atelierwohnung in Venedig verbringen. Das war der ideale Ort, um ohne Druck zu arbeiten und frei zu leben. Diese Auszeit, bot mir die Möglichkeit, ohne vorbestimmte Projektinhalte mich meinem seit Jahren im Stillen gepflegten zweiten Berufsfeld mit kreativer Unbefangenheit zu widmen. Der lange zurückgestellte Wunsch, mich wieder in freier künstlerischer Auseinandersetzung mit der Fotografie beschäftigen zu können, war ein wirklicher Neuanfang mit einer stilistisch und inhaltlich für mich komplett neuen Ausrichtung.

 

So reibungslos kam diese neue Form aber nicht in Bewegung. Seit einigen Jahren von einer chronischen Krankheit angegriffen, in Verbindung mit der Gefahr einer teilweisen Erblindung, beschäftigte mich zwingend und existenziell bedrohend die Frage: was ist Sehen oder nicht Sehen.

 

Alle vorbereitenden Absichten, was ich in Venedig allenfalls fotografisch machen wollte, legte ich nach wenigen Tagen meiner Anwesenheit bei Seite, mitgeschleppte Grosskameras fanden Ihren Platz eingeschlossen in einem Schrank und ich kam zum Schluss, dass in Venedig jedes Sujet schon tausendmal vorwärts und rückwärts fotografiert worden war und diese Stadt nicht auf meine Sicht warten würde oder gewartet hätte.

 

Mein von irgendwelcher Kamera befreites Auge, oder besser, beide Augen, das gesunde wie das geschädigte, machten den Blick frei für das was ich wirklich sah. Und das waren unter anderem auch getrübte, überbstrahlte, und unscharfe Bilder. Der Gedanke lag in der Luft und im Licht gebunden: wie ich was sehe, will ich versuchen mit der Kamera zu beschreiben. Und mit dem ersten Bild entstand etwas, das mir fotografisch fremd und real sehr nah war:

 

der Versuch, dem Licht und Schatten, der Schärfe und gewollte Unschärfe eine fotografische Form zu geben.

Ich von der Idee Punkt aus, keineswegs Venedig abbilden zu wollen. Doch schlich sich Venedig mit aller Kraft wieder in die Bilder hinein.

Es war nicht wegzubringen. Bald von einem neuen Jagdfieber gepackt, verbrachte ich manchen Tag und manche Stunde nur mit Sehen und manchmal mit fotografieren. Die intuitive Jagd nach Eindrücken mit vielfachem, unmittelbarem gleichzeitigem Verwerfen und dadurch nicht aufgenommen Bildern, war dabei meine Hauptbeschäftigung.

 

Die fixierten Bilder waren dann Resultat meiner der digitalen Technik und der Möglichkeit diese dadurch bereits bei der Aufnahme weitehend zu beeinflussen und neu zu erfinden.

 

Ein Teil meiner Wohnung, war bald einem schon eine kleine eigene Galerie, nur privat und den Gästen zugänglich.

 

Nach meiner Rückkehr nach Bern fand ich den Weg, über einen eigenen Printer, meine Bilder auch in grosse Formate umzusetzen und in einer sanften Nachgestaltung diesen den definitiven Ausdruck zu geben.

 

Erst in der Begegnung mit den Galeristen Magit und Hans Urs Haldemann und nach der Sichtung der Bilder führte dies führte dies sehr rasch zur ersten Ausstellung in ihrer Berner  Galerie und nachfolgend zur zweiten in Kunst 06 in Zürich.

Für mich war bereits in Venedig klar, dass dieser nun wiederbelebte Teil meiner fast fünfzig Jahre zurückliegenden freiberuflichen Beschäftigung mit Fotografie, sich definitiv wieder einen Platz in meinem Leben geschaft hatte.

​Seither habe ich kontinuierlich daran weitergearbeitet.

 

Nicht jedes Motiv, ich würde sogar sagen, nur sorgfältig ausgesuchte und bestimmte Motive bieten sich an, sich dem gestalterischen Willen zu beugen.

Und vielleicht sind es gerade Orte, die trotz der unendlichen Anzahl von Fotos die bereits von ihnen existieren, mich mit Ihrem Symbolgehalt zur Herausforderung reizen, mich reizen ihnen ein weiters Gesicht zu geben.

L1020249 Azzurro e verde.jpg

Azzurro e verde           78 x 104 cm

Blau und grün                

Alle Bilder Inkjetprints   limitierte Auflage     diverse Formate

© PvG

bottom of page